Verblüffende Ähnlichkeit? Das wundert mich nicht, daß
man jetzt auch von den Opfern Phantombilder anfertigt, verblüffend
ähnliche sogar. Mein eigenes Phantombild will ich später nachreichen,
vielleicht sogar mehrere. Ich denke, es ist nicht mal ausgeschlossen, daß
ich direkt Kontakt mit der Polizei aufnehme. Wenn es mein Lebenstempo zuläßt.
Nun bin ich noch nicht so geübt im Umgang mit dem Scanner, daß
ich mich da selber hineinprojezieren könnte, und dann denke ich auch
immer noch ganz gerne über den Pelzmantel meiner Mutter nach, eine
alte Schwäche von mir. Man läßt sich halt gerne mal gehen,
betrachtet meinetwegen Handwerker, die mit der Wasserwaage hantieren. Diese
Sorgfalt! Wenn man nachts vom Wirtshaus heim eilt, will schließlich
auch jeder Schritt sorgfältig überlegt sein. Man könnte
ja einem ahnungslosen Radfahrer unabsichtlich vor die Reifen fallen und
die Beamten alarmieren. Vor allem im Winter stell ich mir das sehr unangenehm
vor. Für die Beamten natürlich, die dann im eisigen Dezemberwind
ein Protokoll anzufertigen haben, und irgendjemand muß mit klammen
Fingern ein Phantombild vom toten Radfahtrer zeichnen. Ja, da ist man mir
doch böse.
Betrachten wir also dieses Phantombild. Die Wahrheit berichtete
der SPIEGEL, ich aber als Dichter darf auch lügen, fälschen,
klauen und/oder lümmeln, ganz wie es mir beliebt. Ein großer
Vorteil, meine Damen und Herren, den ich schamlos nutzen werde.
13.05.99
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