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HUNGERLEIDER - Leseprobe         © Heiner Link
 
 
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Ich werde schlank, immer schlanker, vier Pfund hats mir weggerissen. Ich nehme an, daß das noch ein paar Tage so weiter geht und dann verflüssige ich mich. Habe heute noch keine Reptilien gesehen, was ist los? Auf cremefarbenen Plastikhockern sitzen Aitmatovs Kamelhengste und putzen sich die Zähne, mit schwarzen Schwämmen. Keine Panik, sie tragen Schuhe mit Gamaschen. So gehts mir dann, ich komm und komm nicht rein, weil immer was dazwischenfunkt. Also, ein Sessel aus Fleisch, ich sag ja,  eine wabbelige Sache, aber nicht unbequem, darin ein hübsches, kleines Fiberglasmonster, transparent bis auf die Chips mit einem Fächer aus einem, beim Trocknen steif gewordenen Putzlappen. Sowas zieht hier ständig an mir vorbei und ich bin stocknüchtern im konventionellen Sinne. Was wollt ich sagen, richtig, das könnte meine lädierten Waden durchzucken, das würde meine Bauchmuskeln wieder einmal so richtig stählen, das könnte schon was bedeuten. Ich kann ja nichts. Jetzt auch noch ein Ave Maria vom Papst, der Sender ist einsame Spitze. Bevor ich hier in Klumpen zerfalle, hol ich den Preßlufthammer aus dem Keller, wir sind ja ausgerüstet. So muß ich mir eine Fotografin suchen. Muß nochmal nach Kuba und möchte gerne die chemischen Reaktionen meines Hirnes niederschreiben, das nimmt mich Kleingeist ja ganz in Anspruch, und da hätte ich dann gerne ein paar schöne Bilder, damit man sieht, wie meine Wirklichkeit vom Herzstechen beeinflusst ist. Jetzt kommt schon wieder was, Grüß Gott, nur hereinspaziert. Sie machen sich keinen Begriff, was grade eben hier ins Büro reinsegelt, Maria Ave selber! Siebentausend Sommersprossen und überraschend starke Hüften. 
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